5.2.2 Grundwassereinzugsgebiet 

Aus den Grundwassergleichenplänen lassen sich zunächst die Grundwassereinzugsgebiete und -teilein-zugsgebiete ermitteln. Als Grundwassereinzugsgebiet von Berlin verstehen wir das Gebiet, aus dem das Grundwasser nach Berlin, also den Wasserversorgungsanlagen der Stadt zufließt. Grundwassereinzugsgebiete werden durch Grundwasserscheiden begrenzt. Bei der Ausgrenzung des Grundwassereinzugsgebiets werden sowohl die öffentlichen als auch die industriellen Wasserversorgungsanlagen berücksichtigt. Hier zeigen sich schon gleich die Probleme mit den Grundwassergleichenplänen: Ein Grundwassereinzugsgebiet kann mit gutem Gewissen derzeit nur für den obersten Grundwasserleiter festgestellt werden. 

Abbildung 26 zeigt die von uns ermittelten Teileinzugsgebiete des Grundwassers im obersten Grundwasserleiter. Daraus wird deutlich, daß die Einzugsgebiete der öffentlichen Wasserversorgung nahezu das gesamte Stadtgebiet bedecken. Lediglich die Stadtmitte, Teile von Tempelhof, Schöneberg, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Hohenschönhausen liegen nicht im Einzugsgebiet der öffentlichen Wasserversorgung. Hier fördern jedoch eine Reihe industrieller Wasserversorgungen: Getränke-, Lebensmittel- und Chemieindustrie, aber auch Maschinenbau und Elektroindustrie nutzen Grundwasser für die unterschiedlichsten Zwecke als Trinkwasserersatz oder Brauchwasser. 

Die Teileinzugsgebiete in den tieferen Grundwasserleitern können je nach geologischen Bedingungen völlig anders als die Einzugsgebiete im oberen Grundwasserleiter aussehen. Im Urstromtal und z.T. auch in der elsterglazialen Havelrinne sind zwar zahlreiche Übergänge von den oberen in die unteren Grundwasserleiter (sog. Fenster) bekannt, doch die saaleglazialen Geschiebemergel sind auf den Hochflächen des Teltow und des Barnim mächtiger und mit weniger Fenstern ausgebildet, so daß die Ein zugsgebiete von Brunnen in diesen tiefer gelegenen Grundwasserleitern wegen der verringerten Grundwasserneubildung größer werden. Dies trifft insbesondere für die Wasserwerke Buch, Riemeisterfenn und, wie die Untersuchungen von Sommer - v. Jarmerstedt (1992) zeigen, auch für Beelitzhof und Tiefwerder zu. Z.T. betrifft dies auch die Wasserwerke Kaulsdorf, Friedrichshagen und Altglienicke, deren Einzugsgebiete aus dem Urstromtal heraus bis auf die Hochflächen reichen. Die außerhalb Berlins, aber innerhalb des Grundwassereinzugsgebiets von Berlin liegenden Wasserwerke Eichwalde, Teltow, Kleinmachnow, Erkner, Strausberg, Zepernick, Schönow, Tempelfelde, Blumberg, Werneuchen, Hohenneuendorf und Birkenwerder, z.T. auch Stolpe und Oranienburg gewinnen ihr Wasser ebenfalls aus tieferen Grundwasserleitern, so daß ihr tatsächliches Grundwassereinzugsgebiet wahrscheinlich größer als ihr Einzugsgebiet im obersten Grundwasserleiter ist. Das Einzugsgebiet von Berlin (oberster Grundwasserleiter) ist etwa 2000 km2 groß. 

Im Süden Berlins ist die Grundwasserscheide weniger deutlich ausgeprägt. Zudem wurde sie lange Zeit von der Berliner Rieselfeldwirtschaft überprägt, die bereichsweise für regelrechte "Grundwasserberge" sorgte. Die Einzugsgebietsgrenze trennt auf dem Teltow das Einzugsgebiet der Nuthe von dem "Berliner" Einzugsgebiet. 

Im Osten verläuft die Grenze des Einzugsgebiets etwa von Erkner entlang der Rüdersdorfer Rinne bis Strausberg und von dort in den Prötzeler Forst nordöstlich von Werneuchen. Sie wird im südlichen Teil nicht von einer Wasserscheide gebildet. Da die Erkner-Petershagener Rinne weitgehend entwässernd auf den oberen Grundwasserleiter wirkt, braucht der östlich davon liegende Raum nicht weiter berücksichtigt zu werden. Im Bereich des Urstromtals ist die Ostgrenze nicht deutlich auszumachen. 

An der westlichen Einzugsgebietsgrenze wirken sich die Absenktrichter der Wasserswerke stärker als am nördlichen oder südlichen Rand aus. Grenzen einer natürlichen Wasserscheide sind hier der Glien im Nordwesten und ein "Hoch" auf der Nauener Platte zwischen Döberitz, Seeburg und Groß-Glienicke. Im Urstromtal sind zusätzlich die Grenzen der Einzugsgebiete der Wasserwerke Spandau, und Staaken markant. 
 
 
 

Abbildung 26: Grundwassereinzugsgebiete von Berlin 
 

Autor: Wolfgang Gossel
 
 
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