5.4.1 Geogener Hintergrund
Der geogene Hintergrund stellt die chemischen Verhältnisse im Grundwasser ohne die Einflüsse durch den Menschen dar. Die Wasserinhaltsstoffe resultieren wegen der sehr geringen Fließgeschwindigkeit und des daher meist vollständig eingestellten chemischen Gleichgewichts aus der Reaktion des Grundwassers mit dem umgebenden Gestein. Dieses ist in Berlin recht heterogen aufgebaut: auf den Geschiebemergelhochflächen wird wesentlich mehr Kalk aus dem Geschiebemergel gelöst als aus den Sanden des Urstromtals. Der saure Regen wird durch diese hohen Kalkgehalte sehr viel besser neutralisiert, wodurch andere Reaktionen verhindert werden. Im Urstromtal finden sich andererseits viele Niedermoorbereiche, die zu einem vermehrten Auftreten von organisch-chemischen Verbindungen führen. Innerhalb des Berliner Stadtgebietes sind oberflächennah praktisch keine anthropogen unbeeinflußten Grundwasservorkommen mehr zu finden. In der Vergangenheit, als die Grundwasserbelastungen noch nicht das heutige Ausmaß erreicht hatten, waren leider auch die Analysenmethoden nicht mit den heutigen vergleichbar. Die Nachweisgrenze konnte vom mg/l-Bereich teilweise bis in den ng/l-Bereich verschoben werden. Für die tieferen Grundwasserleiter gibt es dagegen für das Berliner Stadtgebiet eine Reihe von Untersuchungen, die auf weitgehend unbeeinflußte und damit den geogenen Hintergrund widerspiegelnde Verhältnisse schließen lassen. Die lange Verweildauer im Untergrund führt dazu, daß man hier meist Wasser analysiert, das vor mehreren tausend Jahren versickert ist. Selbst die Einflüsse des sauren Regens sind daher in diesem Grundwasser nicht zu finden. Bei der Betrachtung der chemischen Inhaltsstoffe im Grundwasser soll eine Klassifikation in anorganische und organische Stoffe vorgenommen werden. Anorganische Stoffe sind die mengenmäßig dominierenden Salze und die in Spuren vorkommenden Schwermetalle (alle Verbindungen ohne Kohlenstoffatome, mit Ausnahme des CO32-, HCO3- und CO2). Organische Stoffe sind die Verbindungen mit Kohlenstoffatomen (mit Ausnahme des CO22-, HCO3- und CO2). Hierzu zählen im anthropogen unbeeinflußten Grundwasser insbesondere die Huminstoffe. Die folgenden Kapitel halten sich streng an diese Klassifikation in der Chemie. Organische Stoffe haben nur sehr bedingt etwas mit Biologie zu tun und anorganische Stoffe werden oft auch durch biologische Prozesse ins Grundwasser eingetragen. Was "natürlichen", d.h. geogenen oder anthropogen unbeeinflußten biologischen Ursprungs ist und was nicht, hat nichts mit dieser Klassifikation zu tun! |
Autor: Wolfgang Gossel
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