3.1.1.2.1 Eemwarmzeit in Mitteldeutschland
Detailuntersuchungen zu einzelnen Profilen in dieser Warmzeit, aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands (Mitteldeutschland, Berlin) differenzieren die lokale vegetationsgeschichtliche Entwicklung. Einen wichtigen Beitrag zur lokalen klimageschichtlichen Rekonstruktion lieferte Müller, H. (1974) mit seinen Untersuchungen aus Norddeutschland. Er zeigte an limnischen Kieselgurablagerungen in Niedersachsen, im Luhetal, daß diese Sedimente jahreszeitlich geschichtet sind und konnte mit Hilfe von Jahresschichtenzählungen die Dauer einzelner Vegetationsabschnitte im Eem bestimmen. Eemzeitliche Ablagerungen sind auch aus weiten Teilen Mitteldeutschlands bekannt. Sie wurden häufig in Flußtälern und großen Niederungen gefunden oder durch den Braunkohlentagebau erschlossen. Meist sind jedoch nur einige Sequenzen erhalten. Exemplarisch für den mitteldeutschen Raum seien die Sedimente der "Ascherslebener Depression", aus dem nordöstlichen Harzvorland genannt, die an ihrer Basis im Eem beginnen und deren Decksedimente im Holozän enden. Die Ablagerungen des Ascherslebener Beckens beginnen mit der Pflanzengemeinschaft des wärmeliebendem Eichenmischwald und dem Vorkommen von Haselnuß, die für ihr Gedeihen milde bis sommerwarme, jedoch nicht mediterane Klimaansprüche hat. Im Späteem ergaben die Pollenanalysen vor allem Kiefernvorkommen, die wiederum zusammen mit der unten erwähnten Fauna auf eine Abkühlung zum Ende der Warmzeit schließen lassen (vgl. zu den einzelnen Phasen Abbildung 1). Analysen der Ostrakoden (Krebse) lassen eine Abfolge von Arten aus dem gemäßigten klimatischen Bereich; dem Übergangsbereich und zum Ausklang des Eems aus dem subarktischen Klimabereich erkennen. Die Mollusken (Weichtiere) dieses Zeitabschnitts sind zu Beginn der Phase als wärmeliebende sowie temperaturunabhänge Arten einzustufen. Mit dem Ausklang des Eem nehmen die wärmeliebenden Arten deutlich ab und eine Weichtierfauna aus dem kaltgemäßigten Klimabereich wandert ein. Das Eem-Interglazial im mitteldeutschen Raum kann nach dieser Charakterisierung
als eine Epoche mit zunächst wärmeliebenden Tiergesellschaften,
hoher Individuendichte und großer Artenvielfalt gesehen werden. Die
prägende Vegetation bestand aus Eichenmischwald mit Haselmaximum.
Es lagerten sich rein organogene limnisch-moorige Sedimente ab, besonders
Muddekalke, die in feuchtwarmem, gemäßigtem Klima entstanden.
In der Endphase der Warmzeit kann von subarktischem Klima ausgegangen werden.
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Autorin: Ursula Chowanietz
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