5.4.1.1.2 Organische Wasserinhaltsstoffe
Die organischen Wasserinhaltsstoffe werden hauptsächlich durch unvollständigen mikrobiellen Abbau organischer Substanzen ins Grundwasser eingetragen. Quellen für die natürlichen Stoffkonzentrationen sind in Berlin rezente Humusschichten, Mudden und Torfe, Reste der Interglazialzeiten (Mudden aus Eem und Holstein) sowie umgelagerte Braunkohlereste des Tertiärs. Erfaßt werden diese Stoffe als DOC (dissolved organic carbon), als Humin- und Fulvosäuren oder als Permanganatverbrauch. Eine weitergehende Analyse findet i.d.R. nicht statt. Die Stoffe werden unter Sauerstoffzehrung sowie Reduktion von sauerstoffhaltigen Verbindungen metabolisiert, d.h. mehr oder weniger vollständig mikrobiologisch abgebaut. Die aufgrund von Nährstoffmangel oder schlechter Verwertbarkeit (z.T. für die betreffenden Organismen giftig) nicht weiter abbaubaren Stoffe werden von den Bakterien in gelöster Form ins Grundwasser abgegeben. Der natürliche Gehalt organischer Verbindungen schwankt im Grundwasser sehr stark. Gerade im Bereich von Mooren, Pfuhlen und Luchgebieten sind häufig natürlicherweise erhöhte DOC-Konzentrationen festzustellen. Sie liegen dann durchaus im Bereich von einigen 100 mg/l (DOC) liegen können(Otto, 1987: bis 860 mg/l, Wurl, 1994: bis 110 mg/l). Schwerpunkte der hohen DOC-Konzentrationen sind der obere Grundwasserleiter (Niederungen, insbesondere Urstromtal) und die tertiären Grundwasserleiter. Die geringsten DOC-Gehalte werden meist in den elsterglazialen Schichten angetroffen und liegen bei wenigen mg/l. Durch den Abbau organischer Substanz werden auch andere Stoffe freigesetzt. Klassisches Beispiel hierfür sind Stickstoff- und Schwefelverbindungen. Wurl (1994) fand auch positive Korrelationen zu Chrom- und Phosphatgehalten. Sauerstoffhaltige Verbindungen, die als Nährstofflieferanten für den biologischen Abbau zählen können, sind neben gelöstem Sauerstoff Nitrat (NO3-), Sulfat (SO42-), Eisen (Fe(OH)2) und Mangan (MnO2). Es ergibt sich dabei eine Reduktion zu Ammonium (NH3+), Sulfid (S2-), Eisen (Fe2+) und Mangan (Mn2+). Bei Eisen und Mangan wirkt sich dieser Metabolismus stark negativ auf die Grundwasserqualität aus: Während Fe3+ und Mn4+ praktisch unlöslich in Wasser sind, werden Fe2+ und Mn2+ in großen Mengen in Wasser gelöst. Diese mikrobiologischen Vorgänge sind daher meist der Grund für zu hohe Eisenwerte und nicht etwa Metallablagerungen im Grundwasserkontaktbereich o.ä.. |
Autor: Wolfgang Gossel
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