5.3 Grundwasserneubildung aus Niederschlägen
Grundwasser wird in unseren Breiten zu großen Teilen aus den Niederschlägen neu gebildet. In anderen Regionen ist dies durchaus nicht selbstverständlich und auch in Berlin wird der größte Anteil des in den Wasserwerken geförderten (Grund-)Wassers nicht aus den Niederschlägen neu gebildet sondern aus den Oberflächengewässern. Da in diesem Teil des Wasserkonzepts jedoch die natürlichen Grundlagen der Wasserver- und Abwasserentsorgung im Vordergrund stehen, soll hier ausschließlich der natürliche Weg der Grundwasserneubildung betrachtet werden. Der Prozeß der Neubildung von Grundwasser aus den Niederschlägen ist sehr komplex und kann hier nur in Form einer Übersicht dargestellt werden. Einen ersten Anhaltspunkt für das Ausmaß der Grundwasserneubildung im Berliner Raum geben die im Abschnitt "Klima" dargestellten Daten zum Niederschlag, der potentiellen Evapotranspiration und der resultierenden klimatischen Wasserbilanz. Die reale Verdunstung ist allerdings meist weit geringer als die potentielle Evapotranspiration. Ausnahmen bilden die freien Wasserflächen oder gar die Schilfgürtel der Gewässer. Auf Sand versickert das Wasser schneller als es verdunstet und daher ist hier die Grundwasserneubildung i.d.R. hoch. Der Niederschlag kann allerdings auch schon direkt von einer Pflanzenoberfläche wieder verdunsten (Interzeption) und das Sickerwasser kann durch Pflanzen wieder verdunstet werden (Transpiration). Jedes Berliner Niedermoor verdunstet über das Jahr gesehen mehr Grundwasser als an Niederschlag auf der Fläche abregnet. Erst wenn das Wasser unterhalb der durchwurzelten Bodenzone angekommen ist, wird es für die Pflanzen schwer, das Sickerwasser noch zu erreichen. Ein letzter "Strohhalm" ist der kapillare Aufstieg aus dem Grundwasser, der bei sandigen Böden nur einige Dezimeter beträgt, bei bindigen Böden aber im Bereich eines Meters liegen kann. Eine künstliche Erhöhung der Grundwasserflurabstände (beispielsweise durch Grundwasserabsenkungen im Bereich der Wasserwerke) führt zu Verringerung der Verdunstung und damit zur Erhöhung der Grundwasserneubildungsrate. Damit soll schon an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß eine Maximierung der Grundwasserneubildungsrate nichts mit Naturnähe zu tun haben braucht, sondern rein aus dem Wunsch geboren ist, möglichst viel dieses kostbaren Guts "Grundwasser" zur Verfügung zu haben! Die einzelnen Prozesse mit ihrer Fülle von Eingangsparametern können derzeit nicht für ein Gebiet von etwa 2000 km2 quantifiziert werden. Daher werden im nachfolgenden Kapitel vereinfachende Berechnungsverfahren für die Grundwasserneubildung vorgestellt, die an Lysimeterbeobachtungen und Feldbeobachtungen geeicht sind. |
Autor: Wolfgang Gossel
Zurück zum Inhaltsverzeichnis | Nächstes Kapitel:
5.3.1 Methodischer Ansatz der Grundwasserneubildungsberechnung |
Voriges Kapitel:
5.2.7 Grundwassergefährdung |