3.1.2 Das Klima der Weichseleiszeit (ca. 115.000 –
11.500 B.P.)
Die Weichseleiszeit bildet im Quartär den letzten einschneidenen Klimaumschwung. Wie bereits in der Übersicht von Mania & Stechemesser (1970), u.a. in (Forner & Gossel 1996, Abb. 8) dargelegt, unterliegt das Klima dieser Kaltzeit diversen Schwankungen und ist ebenso wie die vorangegangene Eem-Warmzeit keineswegs als einheitliche Periode anzusehen. Dies bestätigen auch Eiskernanalysen aus den 90er Jahren. Die im Eis archivierten Informationen über die klimatischen Verhältnisse der Vergangenheit sind vielfältig und werden heute zusammen mit Sedimentkernen aus der Tiefsee als wichtiges Instrument der Klimarekonstruktion genutzt. Das folgende Diagramm des Eisbohrkerns GRIP (Greenland Ice-core Projekt) gibt einen sehr guten Überblick über die Schwankungen des Temperaturverlaufs (aufgezeichnet in d 18 O-Werten) von heute bis ins Holstein-Interglazial (Abbildung 2). Die Abbildung 2 weist zwei Abschnitte mit linearen Tiefenskalen auf. Die linke Achse (A) reicht von der Oberfläche bis in 1.500m Tiefe und die rechte Achse (B) von 1.500m bis 3.000 m Tiefe. Jeder Punkt repräsentiert 2,2m Kernzuwachs. Glaziale Interstadiale (Warmphasen) sind an der B-Achse nummeriert. Große glaziale Wärmephasen (Broerup, Odderade usw.) wurden mit europäischen Pollenhorzionten abgestimmt. Die Zeitskala in der Mitte wurde bis 14.5 kyr BP mittels Jahresschichtenzählung errechnet. Die folgende zeitliche Auflösung wurde mit Eisstrommodellen erreicht, da aufgrund der Eigenschaft des Eises, unter hohem Druck auszudünnen, einzelne Schichten nicht mehr voneinander abgegrenzt werden konnten. Betrachtet man das Diagramm fällt zunächst auf, daß außer bei ca. 8.210 J.v.h., während der gesamten ersten 10.000 Jahre (Holozän) verhältnismäßig geringe Temperturschwankungen existierten. Mit dem Ende der jüngeren Dryas (Punkt a rechts neben der Zeitskala), der letzten Phase des ausklingenden Weichselglazials traten dann große, abrupte Temperaturschwankungen auf. Während sich die Schwankungen des Eems (Beginn bei Punkt b rechts von der Zeitskala) in lokalen Klimaten nicht wiederfinden lassen, können die Warmphasen des Weichselglazial gut mit bereits bekannten milden Perioden korreliert werden. Zeigen die Untersuchungen an Eisbohrkernen und Meeressedimenten wichtige Klimainformationen in spezeiellen aber entscheidenden Gebieten der Erde, so lassen kontinentale Archive (laminierte Seesedimente, Warven, Baumringe) Klimawechsel hochauflösend im unmittelbaren Lebensraum des Menschn erkennen (Negendank 1995). In diesem Sinne sind die folgenden kleinräumigen Aussagen zu betrachten. Im folgenden sollen nun Untersuchungsergebnisse aus dem nordöstlichen
Harzvorland (Mania & Stechemesser, 1970) stellvertretend für Mitteldeutschland
vorgestellt und anschließend die klimatische Entwicklung im Berliner
Raum skizziert werden.
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