3.3 Zusammenfassung
Die Ausführungen zum Paläöklima zeigen eine recht wechselvolle klimatische Vergangenheit. Die Eem-Warmzeit wird lokal insbesondere durch ihre limnisch-organischen Ablagerungen (Torfe, Mudden) klassifiziert und im allgemeinen als ein Interglazial mit wenig großen Temperaturschwankungen beschrieben. Eine Ausnahme ergibt sich aud der Analyse des GRIP-Eisbohrkerns (s. Abb.2), der starke Temperaturschwankungen für diese Zeit widergibt. Der heute gültigen Ansicht zu Folge, könnten diese Schwankungen jedoch auf in diesem Bereich gestörte Eisablagerungen hinweisen und weniger auf tatsächliche große Temperaturschwankungen während dieser Phase. Die Weichsel-Kaltzeit mit ihren großen, abrupten Temperaturbewegungen wird dagegen durchgängig in allen Archiven (Eis, Lockergesteine, Seesedimente) als wechselvolle Periode beschrieben. Die Ursachen hierfür werden noch diskutiert. Das anschließende Holozän kann, trotz der gerade in historischer Vergangenheit negativen Einflüsse auf den Menschen (s. Kapitel 3.1.3.7 Holozän, Kleine Eiszeit) als ausgeglichene Klimaperiode angesehen werden. Die Einflüsse, die zu den genannten Ausprägungen des Paläoklimas führen, werden kontrovers diskutiert. Sicher beeinflussen extraterrrestrische Größen (Erdbahn um die Sonne, Neigung der Erdachse) unser Klima. Die Neigung der Erdachse schwankt in einem Zyklus von 41.000 Jahren zwischen 21,5 und 24,5 Grad. Je größer die Neigung ist, desto ausgeprägter sind die Jahreszeiten auf der Nord- und Südhalbkugel. Die Erdumlaufbahn um die Sonne spiegelt sich in einem 100.000 Jahre-Zyklus zwischen einem Minimalwert und einem Maximalwert. Das Zusammenspiel zwischen beiden Effekten regelt eine weitere astronomische Einflußgröße, die Präzession der Erdachse. In etwa 23.000 Jahren beschreibt die Bewegung der Erdachse einen vollen Kreis. Von der Präzession hängt es ab, ob die aufgrund der Neigung der Erdachse auftretenden Jahreszeiten durch den Abstand von der Sonne verstärkt oder abge schwächt werden. Eine weitere wichtige Einflußgröße auf das Klima ist das "marine Förderband" der Ozeane, ein großräumiges Strömungssystem, das in allen Weltmeeren existiert. Europa verdankt sein mildes Klima dem warmen Oberflächenwasser, das im Atlantik nordwärts strömt, die Luftmassen erwärmt und bei Grönland absinkt. Änderungen von Salzgehalt und Wärme können das Zirkulationsmuster ändern und damit einschneidende klimatische Veränderungen bewirken. Eine Veränderung des heute existierenden Strömungsmusters kann in früheren Perioden für Kaltzeiten mit verantwortlich gewesen sein. Für die Untersuchung aktueller klimatischer Einflüsse auf den Wasserhaushalt wurden (meist Monats-Daten) aus fast 150 Jahren ausgewertet. Betrachtet wurden die Parameter Niederschlag, Temperatur und Verdunstung sowie die aus der Differenz von Niederschlag und potentieller Verdunstung resultierende klimatische Wasserbilanz. Die Reihen mußten allerdings meist zusammengesetzt werden und stammen nicht alle aus derselben Klimastation. Die Differenz von mittlerem Niederschlag (ca. 590 mm/a) und mittlerer potentieller Verdunstung (ca. 642 mm/a) beträgt ca. 52 mm/a und zeigt damit deutlich, daß Berlin als eine trockene Region eingestuft werden muß. Je nach betrachtetem Parameter sind jedoch die innerjährlichen Schwankungsbreiten und die regionalen Unterschiede groß. Während bei den Jahressummen der Niederschläge Maximum und Minimum der Zeitreihe um etwa 450 mm/a auseinander liegen, ist die räumliche Differenz innerhalb des Grundwassereinzugsgebiets (s. Kapitel 5.2.2) mit etwa 170 mm/a verhältnismäßig klein. Bei der Verdunstung ist es anders. Hier weist die reale Verdunstung räumlich Differenzen von bis zu 600 mm/a auf, während die Extrema der Jahressummen der potentiellen Evapotranspiration im Verlauf der betrachteten nahezu 150 Jahre nur um etwa 210 mm/a auseinander liegen. Ein signifikanter Trend konnte von uns bei keiner der betrachteten Größen nachgewiesen werden. Es wurden allerdings ausschließlich die Rohdaten ausgewertet. Gleitende Mittelwerte oder weiterführende statistische Untersuchungen wurden nicht durchgeführt. Sehr gut nachzuweisen waren in allen Parametern Periodizitäten. Besonders hervorzuheben ist hier die Jahresperiode. Die Amplitude dieser Periode beträgt bei den Niederschlägen etwa 60 mm, bei der potentiellen Evapotranspiration etwa 102 mm und bei der klimatischen Wasserbilanz etwa 90 mm. Bei den Jahressummen der Niederschläge, der potentiellen Evapotranspiration und der klimatischen Wasserbilanz sind weitere Periodizitäten signifikant. Meist sind es kürzere Zeiträume (unter 10 Jahren), doch läßt sich, mit einiger Vorsicht, auch der Sonnenfleckenzyklus mit seiner 11- bis 14-jährigen Periode wiederfinden. Bei den Perioden unterhalb eines Jahres besteht nach unserer Ansicht noch etwas Forschungsbedarf: Die Schwingungen mit Periodizitäten einiger Tage oder Wochen sind zwar signifikant, ihre Ursachen wurden jedoch bisher nicht ausreichend untersucht (auch nicht von uns). ... und nun die Wettervorhersage für morgen, den ... Prognoserechnungen, die auf der Grundlage von Modellen für die klimatische Entwicklung solch klein begrenzter Regionen wie Berlin gemacht werden, sind derzeit nicht zuverlässig. Sie existieren lediglich in sehr viel größerem Maßstab, und auch dort sind die Folgen für Mitteleuropa noch etwas strittig. Während global gesehen eine Erwärmung durch den Treibhauseffekt als gesicherte Erkenntnis angesehen werden kann, sind bezogen auf Mitteleuropa für die Klimaforscher derzeit zwei Szenarien denkbar. Beide hätten gravierende Auswirkungen nicht nur auf den Wasserhaushalt sondern auf das gesamte Leben (Nahrungsmittel usw.). Das eine geht von unveränderten Meeresströmungen und Windverhältnissen aus und kommt dadurch zu einer Erwärmung wie sie für die südlicheren Breiten aufgrund des Treibhauseffektes mit größter Wahrscheinlichkeit angenommen werden muß. Die Sommer würden dann nicht nur wärmer sondern auch trockener. Das andere Szenario geht von Veränderungen der Meeresströmungen und daraus resultierend der Windverhältnisse aus. Das Klima würde sich dann möglicherweise aufgrund einer Änderung des Golfstroms eher abkühlen, evtl. ist dann sogar mit einer kleinen Eiszeit zu rechnen. Eines kann zur Zeit jedoch ganz sicher gesagt werden: Trendes sind in der Region Berlin (noch) nicht erkennbar. Diejenigen, die die eine oder andere Entwicklung als Wahrheit verkünden, fallen jedes Jahr aufs neue herein. 1992 z.B. behaupteten viele, der heiße, trockene Sommer sei der endgültige Beweis für die Erwärmung auch in Berlin und Brandenburg. Das Frühjahr 1993 schien sie dann zunächst zu bestätigen. Doch der Sommer 1993 wurde dann eher naß als trocken und auch die folgenden Jahre sind insgesamt gesehen als feuchte oder normale Jahre einzustufen. Die Winter 1995/96 und 1996/97 sind als kalt und trocken einzustufen. Extreme Ereignisse scheinen jedoch insgesamt zuzunehmen, so z.B. der extrem trockene und langanhaltend kalte Winter 1995/96 und der zunächst sehr nasse Sommer 1997 mit der Überschwemmungskatastrophe in der Oderregion. Dazu zählt auch die langanhaltende Trockenheit im August und September 1997. Angesichts der beiden derzeit noch nicht besser zu bestimmenden Szenarien weigern sich viele (insbesondere Politiker) Konsequenzen für ihr Handeln ziehen. Die Argumentation ist jedoch zu schwach begründet, denn einige Fakten stehen fest und sind nicht mehr von der Hand zu weisen:
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Autoren: Ursula Chowanietz und Wolfgang Gossel
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