3.2.3 Verdunstung 

Rein physikalisch betrachtet ist die Verdunstung der Prozeß des Übergangs von Wasser aus dem flüssigen (selten auch dem festen) Zustand in den gasförmigen Zustand. Weltweit gesehen verdunsten etwa ¾ des Niederschlagswassers wieder, in Mitteleuropa etwa 65 - 80 % (DVWK 1995). Die Verdunstung ist daher ein weiterer, für den Wasserhaushalt einer Region wichtiger Parameter. Meist wird die Verdunstung lediglich als Verlustgröße im Wasserhaushalt angesehen. Überregional gesehen ist es jedoch so, daß die verdunstete Wassermenge natürlich an anderer Stelle wieder zu Niederschlägen führt. 

Leider ist die Verdunstung nicht so leicht zu messen wie der Niederschlag. Es ist leicht einsehbar, daß die Verdunstung von einer freien Wasseroberfläche anders ist als die von einer Landfläche. Doch auch auf dem Land beeinflussen eine Reihe von Parametern die tatsächliche Verdunstung. Im einzelnen sind zu berücksichtigen: 

  • Die Landnutzung: Ein Wald verhält sich anders als z.B. ein Acker oder versiegelte Flächen in der Stadtmitte.
  • Der Grundwasserflurabstand: Eine Wiese im Rhinluch verdunstet wesentlich mehr als ein Trockenrasen auf dem Barnim.
  • Der Boden: Bei großen Grundwasserflurabständen verdunstet beispielsweise ein Wald auf Lehmboden mehr als ein Wald auf Sandboden.
Neben diesen meist statischen geologischen und geographischen Parametern hängt die Höhe der Verdunstung jedoch in ganz entscheidendem Maße von folgenden meteorologischen Parametern ab: 
  • Temperatur,
  • Luftfeuchtigkeit,
  • Sonneneinstrahlung und
  • Windgeschwindigkeit.
Die Vielfältigkeit der Einflüsse auf die Verdunstung machen genaue Begriffsdefinitionen notwendig, die im folgenden aufgeführt werden (nach DVWK 1995): 
  • Verdunstung: Vorgang, bei dem Wasser bei Temperaturen unterhalb des Siedepunktes aus dem flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand übergeht.
  • Evaporation: Verdunstung der unbewachsenen Erdoberfläche
  • Interzeption: Verdunstung des auf Pflanzenoberflächen zurückgehaltenen Niederschlagswassers
  • Seeverdunstung: Verdunstung von der freien Wasseroberfläche
  • Transpiration: Verdunstung von der Pflanzenoberfläche aufgrund biotischer Prozesse
  • Evapotranspiration: Summe von Evaporation, Interzeption und Transpiration
  • Potentielle Evapotranspiration: Verdunstung von einer ausreichend mit Wasser versorgten Grasfläche (ausschließlich von meteorologischen Parametern abhängig)
  • Tatsächliche (reale) Verdunstung: Verdunstung von Oberflächen bei gegebenen meteorologischen Bedingungen und begrenztem Wasserangebot (von meteorologischen, geographischen, biologischen, pedologischen und hydro(geo)logischen Parametern abhängig)
Die Meteorologen haben natürlich sehr früh mit Versuchen begonnen, Verdunstungsparameter direkt zu bestimmen. Viele meteorologische Stationen (so auch die der FU Berlin) messen z.B. die Seeverdunstung direkt vor Ort. Auch die potentielle Verdunstung konnte von Klimastationen oftmals erfaßt werden, so daß eine Reihe von Rechenverfahren vorliegt, um aus anderen, regulär gemessenen meteorologischen Daten diese Größe zu bestimmen. In den folgenden Kapiteln soll versucht werden, einige dieser Größen zahlenmäßig für Berlin und Umland zu bestimmen. 
 

 Autoren: Ursula Chowanietz und Wolfgang Gossel
 
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