5.2.5 Grundwasserflurabstand
Der Grundwasserflurabstand ergibt sich aus der Differenz aus Geländehöhe und Grundwasserstand. Er ist somit streng genommen zeitabhängig. Einflußfaktoren sind insbesondere das Klima und Grundwasserentnahmen aller Art, also auch Drainagen, Anlage von Gräben, Aufschüttungen usw.. Darüber hinaus wirken sich auch Veränderungen der Landnutzung auf die Grundwasserflurabstände aus. In mehreren Kartenwerken (SenStadtUm 1984, ZGI 1985, SenStadtUm 1994, SenStadtUm & MUNR 1995) sind die mittleren Grundwasserflurabstände entweder für ein bestimmtes Jahr oder für einen größeren Zeitraum dargestellt. Die Grundwasserflurabstände sind in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung.
In Tälern sind die Grundwasserflurabstände i.d.R. gering. In besonderer Weise gilt dies natürlich für das Urstromtal, wo das Grundwasser im natürlichen Zustand sicher nicht mehr als 0,5 bis 2,0 m "unter Flur", d.h. unter der Geländeoberkante, gestanden hat. Aber auch die Täler auf Barnim (Tegeler Fließ, Panke, Wuhle, Erpe usw.) und Teltow (Bäketal, Rudower Fließ) sowie Dahme und Havel weisen dieses Merkmal auf. Ausgenommen von dieser ersten Regel sind insbesondere die im Urstromtal häufiger als auf den Hochflächen anzutreffenden Dünen. Ausdruck der geringen Flurabstände in den Tälern sind die Niedermoor- und Feuchtwiesenstandorte, die in Forner & Gossel (1996) dargestellt sind. Die Grunewaldseenrinne und die Feuchtgebiete Postfenn, Teufelssee, Barssee und Pechsee sind Beispiele für Feuchtgebiete im Übergang von den grundwasserbeeinflußten Talniederungen, zu denen sie schon nicht mehr gehören, zu den typischen Luchgebieten auf den Hochflächen. Sie sind (oberflächlich) abflußlose Grundwasserblänken, die rinnenförmig in die Hochflächen eingeschnitten sind. Sie werden aber im Gegensatz zu den meisten anderen Hohlformen auf den Hochflächen (Luchgebiete, Kuhlen usw.) nicht aus dem Schichtenwasser sondern aus dem "echten" Grundwasser gespeist. Auf den Hochflächen betragen die Grundwasserflurabstände i.d.R. mehrere Meter, oft auch mehrere Dekameter. Durch schlecht wasserdurchlässige Schichten, insbesondere bindige Geschiebemergel, kann der echte Grundwasserflurabstand gegenüber den kartographisch dargestellten Flurabständen sogar noch größer sein, da nur die Grundwasserdruckhöhe in der Karte gezeigt wird. Die Grundwasseroberfläche befindet sich an der Interseite des Grundwasserstauers. Die geringen Grundwasserflurabstände sind für die Besiedlung des Urstromtals schon seit alters her ein großes Hindernis gewesen. Auf den Feuchtwiesen und Niedermooren konnte kein Ackerbau betrieben werden und auch Grünlandwirtschaft war nur sehr extensiv möglich. Daher haben die Menschen schon sehr früh angefangen, durch Gräben und Drainagen diese Feuchtgebiete trockenzulegen, d.h. den Grundwasserflurabstand künstlich anzuheben. Die zweite Möglichkeit, die insbesondere bei der städtischen Bebauung eingesetzt wurde, um die Häuser vor Grundwasser zu schützen, war die Aufschüttung von fremdem Material, meistens Sand aus der Umgebung, oft aber auch Bauschutt und Trümmer. Hierdurch wurde in großen Teilen der Innenstadt die Geländeoberkante im Laufe der Jahrhunderte künstlich um z.T. mehrere Meter angehoben. Der größte menschliche Eingriff in die natürlichen Grundwasserflurabstände sind jedoch die Absenkungstrichter der Wasserwerke und anderer Grundwassernutzer. Durch sie werden großräumig, d.h. meist über viele km2, die Grundwasserstände um mehrere Dezimeter bis Meter abgesenkt und damit die Grundwasserflurabstände erhöht. Die Einflüsse des Klimas und der Veränderungen der Landnutzung auf die Grundwasserflurabstände werden in Kapitel 5.2.5, in dem es um die Grundwasserneubildung geht, detaillierter beschrieben. |
Autor: Wolfgang Gossel
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