3.1.1.1 Sommertemperaturen während des Eems in Mitteleuropa 

Der eigentlichen Warmzeit war nach Frenzel (1991) eine deutliche Wärmeschwankung vorausgegangen, während der sich die Nadelwälder Osteuropas weit Richtung Westen verbreitet hatten. 

Die am frühesten abzuschätzenden mittleren Temperaturen fallen in die Eichen-Ulmenzeit (s. Abbildung 1). Die Eiche wie die Ulme benötigen für ihr Wachstum sommerwarmes Klima. Die Temperaturen der Eichen-Ulmenzeit während des wärmsten Monats (Juli) lagen möglicherweise etwas höher (1,0 - 1,5° C) oder waren den heutigen annähernd gleich. In der Haselzeit ging der Anstieg der Sommertemperaturen weiter. Auch die Artenfülle anspruchsvoller Pflanzen nahm zu. 

In der Lindenphase wurde das Wärmeoptimum erreicht. Dies zeigt z.B. die heute als anspruchsvolle Art bekannte ‘behaarte Linde’(Tilia tomentosa), die damals von Mecklenburg bis Weißrußland verbreitet war. Die Temperaturunterschiede für den wärmsten Monat zu heute können lokal natürlich unterschiedlich gewesen sein. Zwischen Mecklenburg und Weißrußland wichen die Mitteltemperaturen des wärmsten Monats jedoch erheblich (bis + 4°C) von den heutigen ab. Zur Zeit der Lindenphase (Dauer 1.000 - 2.000 Jahre) lagen in Europa die Mitteltemperaturen des wärmsten Monats ca. 3 - 4 °C höher als heute. Wichtige Pflanzenarten aus der Hainbuchenzeit lassen eine folgende deutliche Abkühlung der Sommer gegenüber der Lindenphase erkennen. Die zu dieser Zeit ausgeprägte Verbreitung des Buchsbaumes läßt jedoch den Schluß zu, daß die Mitteltemperaturen des wärmsten Monats von Mecklenburg/Brandenburg und Hinterpommern bis an den Neckar und ins Alpenvorland immerhin noch ca. 1,2°C höher als heute lagen (Frenzel, 1991). Zum Ende der Fichten-Tannenzeit sanken die Sommertemperaturen in etwa auf die heutigen Werte ab und befanden sich in der anschließenden Fichten-Kiefernzeit im nördlichen Mitteleuropa schon etwa 3,5°C unter den heutigen Temperaturen. Die Mitteltemperaturen des wärmsten Monats der Kiefern-Birkenzeit, die in die anschließende Eiszeit einmündet, waren in weiten Bereichen im Mitteleuropa nördlich der Alpen weiter abgesunken (s. Abbildung 1). 

 

 

Autorin: Ursula Chowanietz

 
 
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