5.2.1 Die Grundwassergleichen von Berlin
Alljährlich werden im Gewässerkundlichen Jahresbericht (z.B. SenStadtUm 1994) Die Grundwassergleichenpläne für Berlin veröffentlicht. Zunächst bezogen sie sich nur auf den Westteil der Stadt (bis 1989), seit der Wende dann auf ganz Berlin (bis 1992). Diese Grundwassergleichenpläne sind jeweils für Mai und November erstellt worden. Die neueste Darstellung im Wasserwirtschaftlichen Rahmenplan (MUNR & SenStadtUm 1995) bezieht auch das Umland von Berlin mit ein. Grundwassergleichen sind Darstellungen der Linien gleicher Höhe (in Metern über dem Meeresspiegel, mNN) einer Grundwasserdruckfläche in einem Grundwasserleiter (DIN 1994). Sie werden aus den Grundwasserständen der Grundwassermeßstellen und aus weiteren Angaben über Wasserstände (z.B. aus Brunnen und Oberflächengewässern mit Anschluß an das Grundwasser) gewonnen. Die Definition macht die Problematik eines Grundwassergleichenplans für Berlin und Umland schon deutlich:
Bei den Karten der Gewässerkundlichen Jahresberichte war der Zeitraum jeweils angegeben; dafür fehlte hier die genaue Angabe des Grundwasserleiters. Betrachtet wurde jeweils der oberste Grundwasserleiter. Ob es der weichselglaziale, evtl. Schichtenwasser führende Grundwasserleiter oder ein saaleglazialer Grundwasserleiter war, wurde nicht erläutert. In Abbildung 25 ist eine Synthese aus dem Grundwassergleichenplan des Gewässerkundlichen Jahresberichts 1985 und den mittleren Grundwassergleichenplänen des Hydrogeologischen Kartenwerks der DDR dargestellt. Auch diese Abbildung bezieht sich auf den obersten Grundwasserleiter. Die Beschränkung auf den obersten Grundwasserleiter hat ganz pragmatische Gründe:
Für die tieferen Grundwasserleiter ist die Erstellung von Grundwassergleichenplänen auch in Berlin mit seinen immerhin ca. 2500 regelmäßig beobachteten Grundwassermeßstellen sehr schwierig. Das liegt insbesondere an den geologischen Bedingungen. Die Zuordnung einer bestimmten Filterstrecke einer Grundwassermeßstelle zu einem bestimmten Grundwasserleiter ist nämlich nicht immer eindeutig möglich. Außerdem wurden z.T. Grundwassermeßstellen mit mehrfachen Filterstrecken oder hydraulischen Kurzschlüssen zwischen verschiedenen Grundwasserleitern erstellt. Für die tieferen Grundwasserleiter gibt es lediglich im Hydrogeologischen Kartenwerk der DDR (ZGI 1985) die mittleren Grundwassergleichenpläne. Diese sind jedoch oft mit Vorsicht zu nutzen. Fehler sind gerade im Ostteil Berlins häufig. Für die Zukunft plant die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz nicht etwa eine Ausdehnung der Darstellung von Grundwassergleichenplänen auf die tieferen Grundwasserleiter, was im Sinne einer Transparenz der Ressourcennutzung durch die Berliner und die umliegenden Wasserwerke unbedingt notwendig wäre. Im Gegenteil: der Gewässerkundliche Jahresbericht soll eingestellt werden. An seine Stelle soll der Wasserwirtschaftliche Rahmenplan für Berlin und Umland treten, der im Entwurf bereits vorliegt (MUNR & SenStadtUm 1995). So wichtig dieses Werk ohne Zweifel ist, so ist doch zu bedenken, daß der Entwurf etwa 3 Jahre in den Schubladen der Verwaltung schmorte. Der dort dargestellte Grundwassergleichenplan für den oberen Grundwasserleiter in Berlin und Umland ist mit der Darstellung von 10 m-Isohypsen für den Berliner Raum nur als unzureichend zu charakterisieren. Hieraus lassen sich nur sehr grobe Aussagen zur Dynamik des Grundwassers in der Region treffen. In dem, in Abbildung 25 dargestellten Grundwassergleichenplan lassen sich einige markante Einheiten unterscheiden: Auf dem Barnim zeigt die Dichte der Grundwassergleichen ein, relativ zu den anderen Gebieten in Berlin, hohes Gefälle an. Hier sind die Flußtäler des Tegeler Fließes, der Panke, Wuhle, Erpe usw. deutlich im Grundwassergleichenplan wiederzufinden. Daraus ist auf einen guten Grundwasseranschluß dieser Gewässer zu schließen. Das starke Gefälle ist auf dem Teltow, der Nauener Platte und dem Ländchen Glien nicht zu verzeichnen. Hier bilden auch die Gewässer (z.B. Teltowkanal bzw. ehemalige Bäke) über weite Strecken keine markanten Einschnitte im Grundwassergleichenplan, d.h. das Grundwasser entlastet nicht in ihnen. Das Urstromtal fällt durch ein sehr geringes Gefälle auf. Wären da nicht die Trichter der Wasserwerke, so gäbe es ein Gefälle von nur 5 m auf der Strecke von Spreeau bis zum Havelländischen Luch (Nauen). Das Urstromtal ist als Entwässerungselement für das Grundwasser stark dominant. Dagegen sind die Teileinzugsbiete der Havel (innerhalb der Berliner Einzugsgebietsgrenzen) nördlich und südlich des Urstromtals eher klein. Die Havel ist wahrscheinlich im natürlichen Zustand keine zusätzliche Entlastung für das Grundwasser im Urstromtal gewesen, d.h. das Grundwasser floß weiter dem Lauf des Urstromtals folgend nach Nordwesten ab. Diese Fließverhältnisse sind allerdings durch die Entnahmetrichter der Wasserwerke Jungfernheide, Tegel und Spandau so stark überprägt, daß eine genaue Rekonstruktion nicht möglich ist. Besonders interessant ist die Entwicklung der Grundwassergleichenpläne über die Zeit. Klimatische Einflüsse und die Eingriffe des Menschen in den Wasserhaushalt zeigen sich bei einer detaillierten Analyse der Grundwassergleichenpläne. Die Entwicklung der Absenktrichter der Wasserwerke kann nur auf diesem Wege nachvollzogen werden. In Spandau wurde beispielsweise der Absenktrichter durch eine Steigerung der Grundwasserförderung stark vergrößert. Als Mitte der achtziger Jahre die Grundwasseranreicherung mit Wasser aus der Havel eingerichtet wurde, hoffte man auf eine Umkehr dieser Tendenz. Tatsächlich ist aber bis 1992 der Entnahmetrichter stetig weiter gewachsen.
Abbildung 25: Zusammengesetzter mittlerer Grundwassergleichenplan Berlin und Umland |
Autor: Wolfgang Gossel
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