3.1.1.2.2 Eemwarmzeit in Berlin 

In Berlin liegen nicht derartig günstige Aufschlußverhältnisse vor. Es sind jedoch etliche kleine Eem-Vorkommen erbohrt worden. Sie sind häufig nur gering mächtig, haben aber für die Stratigraphie eine besondere Bedeutung, da durch sie die saalezeitlichen Sedimente von weichselzeitlichen eindeutig zu trennen sind. Die Ablagerungen sind hauptsächlich limnisch-organischer Herkunft und nur inselartig erhalten. In Berlin sind sie eher auf den Hochflächen als im Urstromtal erbohrt worden. Für das Warschau-Berliner-Urstromtal liegen die Bohrungen an der Bundesalle und nordöstlich des Hohenzollernplatzes mit ihren geringmächtigen Horizonten (Assmann 1957). Auf den südlichen und nördlichen Hochflächen dagegen variiert die Mächtigkeit der eemzeitlichen Torfe und Faulschlämme zwischen 0,5 m und 2,7 m (Riemeisterfenn). In der unmittelbaren Umgebung von Berlin z.B. sind die typischen Ablagerungen dieser Warmzeit aus dem Potsdamer Raum und Phoeben bekannt. 

Wie von zahlreichen Autoren beschrieben (Assmann 1957, Lembcke et al. 1970, Müller 1974 usw.) kann man sich die Landschaft jener Epoche (s. a. Forner & Gossel 1996) als eine Region mit wassergefüllten, abflußlosen Becken vorstellen, in denen sich wärmeliebende Pflanzen- und Tiergemeinschaften ansiedelten. Der Grundwasserspiegel lag in der Eem-Warmzeit im Berliner Raum um ca. 1-1,5 m höher als der natürlich Grundwasserstand heute, wobei man jedoch die Veränderung der gesamten Landschaft durch die Weichseleiszeit berücksichtigen muß (Böse 1979). 

Detailuntersuchungen (Böse 1979) an einem Sandgrubenaufschluß in Berlin-Kladow (Teltow-Hochfläche) spiegeln wichtige Abschnitte eemzeitlicher Vegetationsentwicklung in Berlin. Die eemzeitliche Mudden und Torfe sind hier in einer Mächtigkeit von 0,70 m erhalten und werden im folgenden ausführlicher beschrieben. 

Zu Beginn des Eems waren danach in Berlin Birke und Kiefer vorherrschend, mit einem relativ hohen Anteil an Wacholder und noch geringen Vorkommen von Weide und Sanddorn. 

In der zweiten Phase der Vegetationsabfolge dominierten Kiefer und Birke wobei mit dem weiteren Ausbreiten der Kiefer die Birke zurückging (Kiefern-Birkenzeit). Die folgende Eichenmischwaldphase war geprägt von Eiche, Ulme und Esche und einem allmählichen Einwandern der Hasel. Die Kiefer ging weiter zurück. (Eichenmischwald-Hasel-Zeit). Die nächste charakteristische Vegetationsphase bestand neben der Kiefer aus einem Laubmischwald mit Hasel, Erle, Eibe, Hainbuche, Eiche, Ulme und Linde. Die Fichte wanderte ein. Die Mistel als Anzeiger für warme Sommer und der Efeu (zeigt ozenisch beeinflußtes Klima an) waren in der letzten Phase in den Sedimenten in Spuren erhalten. 

Nach Frenzel (1991) muß für das Klimaoptimum des Eem ein sehr langer Zeitraum angenommen werden. Es dauerte mindestens von Beginn der Lindenzeit (s. Abbildung 1) bis zum Beginn der Fichten-Tannenzeit des mitteleuropäisch vegetationsgeschichtlichen Ablaufs. Die o.g. Eichenmischwald-Hasel-Zeit mit dem anschließenden Verlauf würde damit zu diesem Klimaoptimum zählen. Für Berlin ist mit Beginn der Eichenmischwald-Hasel-Zeit ein feuchtwarm-gemäßigtes Klima anzunehmen. 
 

Autorin: Ursula Chowanietz
 
 
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