3.1.1 Das Eem-Interglazial (ca.125.000 - 115.000 Jahre
vor heute)
Die Begriff "Eem-Warmzeit" wurde von Harting (1874) geprägt und geht auf einen kleinen Fluß in Holland zurück. Wie bereits oben erwähnt, können mit der Entschlüsselung der Abläufe des Paläoklimas heutige und zukünftige Mechanismen des Klimageschehens besser verstanden werden. Vor etwa 110.000 bis 130.000 Jahren durchlief die Erde eine ähnliche klimatische Entwicklung wie heute. Auch damals kam es nach einer Kaltzeit (Saale-Eiszeit) zu einer großen Erwärmung. Wobei die nordhemisphärischen Temperaturen des Eems um ca. 2° C höher lagen als die heutigen. Kennzeichnend für diese Warmzeit sind eine allgemeine Temperaturzunahme und starke Meeresspiegelschwankungen entlang der heutigen Nordseeküste. Im gesamten südlichen Nordseegebiet und im anschließenden Küstenraum ist ein rascher und stetiger Anstieg des Meeresspiegels zu verzeichnen. Der Meeresspiegel steigt von -45 m (gemessen am heutigen Stand) um 38 m auf -7 m (Streif 1988). Wobei das Verhalten für den gesamten südlichen Küstenraum keineswegs einheitlich ist. In Schleswig-Holstein z.B. erreicht die Meeresüberflutung einen Wasserhöchststand von maximal 12 m. Die Landschaft des norddeutschen Raumes zu dieser Zeit war wahrscheinlich hügelig, mit wassergefüllten Hohlformen oder bildete zahlreiche Becken unterschiedlicher Größe, welche durch Schwellen voneinander getrennt waren (Benda & Brandes 1974). Auch die Landschaft des engeren Berliner Raums zeigt nach Assmann (1957) wassergefüllte Senken und abflußlose Wannen, in denen sich dann wärmeliebende Pflanzen- und Tiergesellschaften ansiedelten. Klimageschichtlich wird diese Warmzeit in verschiedene vegetationsgeschichtliche Abschnitte oder Pollenzonen gegliedert, die ihrerseits als stellvertretende Daten für das damalige Klima gewertet werden. Wie oben bereits erwähnt, werden dabei die heutigen Wachstumsbedingungen zugrunde gelegt. Namensgebend für den jeweiligen Zeitraum ist die vorherrschende Vegetationsart wobei je nach geographischer Lage die vegetationsgeschichtlichen Abschnitte variieren können. Im folgenden wird zunächst der Temperaturverlauf des Eem-Intergalzial für Mitteleuropa dargestellt, dann Aussagen über den mitteldeutschen Raum getroffen und anschließend eemzeitliche Ablagerungen in Berlin diskutiert. Die nachfolgende, von Frenzel (1991) aufgestellte Temperaturkurve der mittleren Sommer- und Wintertemperaturen während des Eems in Mitteleuropa kann überschlägig einen Gesamteindruck des Temperaturverlaufs in unseren Breiten vermitteln (Abbildung 1). Den Gang der mittleren Sommer- und Wintertemperaturen zeigt das nachfolgende Diagramm. Die Werte sind in °C angegeben und stellen Abweichungen gegenüber den heutigen Temperaturen dar. Diese sind mit 0 gekennzeichnet.
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Autorin: Ursula Chowanietz
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